IFRS 17
2023 ist ein sehr wichtiges Jahr für die Versicherungsbranche: Das komplexe Regelwerk IFRS 17 tritt am 1. Januar 2023 in Kraft und ersetzt den seit 2005 gültigen Interimsstandard IFRS 4 Phase I. Der neue Standard regelt die Grundsätze zur Identifizierung, zum Ansatz, zur Bewertung, zur Darstellung und zu den Angaben für Versicherungsverträge.
Alma wird die Umsetzung von IFRS 17 in der Versicherungsbranche begleiten. Daher wird Alma von Zeit zu Zeit kurze und gut verständliche Artikel zu IFRS 17 veröffentlichen.
Teil 3: Einige technische Aspekte
In diesem der IFRS Serie möchte Alma auf einige technische Aspekte eingehen, die dem Verständnis und dem zukünftigen Umgang mit IFRS erleichtern sollen. Weitere Beschreibungen und Beispiele zu technischen Aspekten werden zukünftig folgen.
IFRS 17 geht auf die Behandlung der versicherungstechnischen Rückstellungen ein. Es beschreibt wie sie zu berechnen sind und wie sie in der Bilanz und auch in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) auszuweisen sind.
Hier hilft es zum Verständnis von IFRS 17 eine gewisse Änderung in der Betrachtung einzunehmen:
- Unter IFRS 17 werden Versicherungsunternehmen als Dienstleister angesehen. Sie erbringen einen Service und erhalten dafür eine vertraglich vereinbarte Marge, die sogenannte Contractual Service Margin (CSM).
Die CSM wird zu Beginn als Rückstellung ausgewiesen. Sie kann als Barwert zukünftiger Gewinne für zukünftige Dienstleistungen interpretiert werden. Die in der Gewinn- und Erfolgsrechnung dargelegte Realisierung erfolgt gemäss der Serviceerbringung.
Allgemeiner Ansatz: Building Block Approach
Der Building Block Approach (BBA) ist der wesentliche Teil zur Bewertung der Versicherungsverpflichtungen.
Dabei werden die Verpflichtungen mittels der Zahlungsströme (fulfillment cashflows) ermittelt und die CSM bestimmt. Die Zahlungsströme umfassen erwarte, wahrscheinlichkeitsgwichtete Beiträge, Versicherungsleistungen und Kosten.
Die Diskontierung erfolgt unter Berücksichtigung des Zeitwertes, der Charakteristik des Zahlungsstromes und der Liquiditätscharakteristik des Versicherungsvertrages.
Ein risk adjustment ist zu berücksichtigen. Dieser umfasst die Höhe der Entschädigung, die der Versicherer für das Tragen der Unsicherheit der Zahlungsströme verlangen würde.
Die CSM ist der erwartete und noch zu verdienende Gewinn des Versicherungsvertrags.
Bilanz – vereinfachte Darstellung
Die Bilanz kann man vereinfacht wie folgt darstellen:
Zu Beginn des Versicherungsvertrages wird kein Gewinn in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ausgewiesen. Dieser wird sich in der Zukunft realisieren (Deferral of profit in CSM). Um die Volatilität in der GuV zu reduzieren, werden gewisse Puffer vorgesehen. Wichtig ist hierbei das es drei Methoden mit unterschiedlichen Methoden gibt:
- Building Block Approach (BBA)
- Premium Allocation Approach (PAA)
- Variable Fee Approach (VFA)
Die versicherungstechnischen Rückstellungen einer Gruppe von Versicherungsverträgen setzen sich aus zwei Teilen zusammen:
- LRC – Liability for remaining coverage: Fulfillment cashflows related to future services plus CSM (unearned profit) remaining
- LIC – Liabilty for incurred claims: Fulfillment cashflows for claims incurred, but not yet paid.
Income Statement – vereinfachte Darlegung
Vereinfacht wird die Gewinn- und Verlustrechnung (Income Statement) wie folgt dargelegt.
- Es werden keine Brutto-Prämien ausgewiesen.
- Das Rückversicherungsergebnis wird explizit ausgewiesen.
- Klare Darlegung des Ergebnisses aus dem Sparprozess.
- Allfällige Darlegung der Veränderung von Diskontfaktoren
Die erzielten Gewinne – Income before taxes – werden zentral durch diese Faktoren (profit driver) bestimmt:
- Realisierungen der CSM und der Risk adjustments
- Experience variance: Die Abweichungen zwischen den erwarteten Schäden und Kosten zu den tatsächlich ermittelten.
- Unterschiede zwischen dem Investment Income gemäss IFRS 9 und Zinsaufwand für die Versicherungsverpflichtungen
Grundsätzlich gelten folgende Vereinfachungen zum Ausweis von Veränderungen:
- Änderungen Finanzielle Risiken: GuV oder OCI
- Vergangene oder gegenwärtige Services: GuV
- Zukünftige Dienstleistungen: GuV (Anpassung der CSM)
Premium Allocation Approach
Der Premium Allocation Approach (PAA) ist der bevorzugte Ansatz für das Nichtlebengeschäft.
Variable Fee Approach – VFA
Der Variable Fee Approach (VFA) wird ist die bevorzugte Variante für das Lebensversicherungsgeschäft. Es reduziert die Volatilität im Net Income des Income Statement.