IFRS 17

 

2023 ist ein sehr wichtiges Jahr für die Versicherungsbranche: Das komplexe Regelwerk IFRS 17 tritt am 1. Januar 2023 in Kraft und ersetzt den seit 2005 gültigen Interimsstandard IFRS 4 Phase I. Der neue Standard regelt die Grundsätze zur Identifizierung, zum Ansatz, zur Bewertung, zur Darstellung und zu den Angaben für Versicherungsverträge.

Alma wird die Umsetzung von IFRS 17 in der Versicherungsbranche begleiten. Daher wird Alma von Zeit zu Zeit kurze und gut verständliche Artikel zu IFRS 17 veröffentlichen.

Teil 4: Einfaches Beispiel – General Model

Die Bilanzierung eines Versicherungsvertrages gemäss den IFRS 17 Prinzipien wird anhand eines einfachen Beispiels illustriert.

Das Beispiel bezieht sich auf einen Versicherungsvertrag mit den folgenden Eigenschaften:

      • Die Vertragsdauer ist ein Jahr und der Beginn ist der 1.1. des Kalenderjahres.
      • Die Jahresprämie beträgt 100 und sie wird halbjährlich gezahlt (am 1.1. und am 1.7.)
      • Die erwartete Schadenquote beträgt 60%.
      • Die erwartete Kostenquote beträgt 15%.
      • Die tatsächlich auftretenden Schäden und Kosten entsprechen den erwarteten.
      • Es werden Kapitalanlagerendite von Null angenommen, was auch der Eingetretenen entspricht.
      • Aus Vereinfachungsgründen wird angenommen, dass die risk adjustment Null ist und keine Rückversicherung besteht.
      • Es wird angenommen, dass keine Steuern anfallen – welche schöne Welt!

Darlegung der Cashflows

Im oberen Bild wird der Cashflow des Versicherungsvertrages dargelegt.

Die Fulfillment Cashflows werden im unteren Bild beschrieben. Man erkennt leicht, dass die CSM unter diesen Annahmen den Wert 25 annimmt.

Tag 0 – Aufnahme am 1.1.

  • Zukünftige Cashflows aus Versicherungsverbindlichkeiten werden als Aktivum ausgewiesen, wenn der Barwert negativ ist.
  • Es gibt keine Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung, es sei denn, der Vertrag ist nicht profitabel.

 

Tag 0 – Die erste Prämie wurde entrichtet

  • Zukünftige Cashflows aus Versicherungsverbindlichkeiten werden als Aktivum ausgewiesen, wenn der Barwert negativ ist. Hier ist er nun zu einer Verpflichtung geworden, weil die erste Prämie bereits eingenommen wurde.

 

Bilanz und Erfolgsrechnung zum Q2

  • Es wurden effektive Schäden von 30 und Kosten von 7.5 geleistet.
  • Die «Insurance Contract Revenues» setzten sich aus der Realisierung erwarteter Schäden und Kosten aus dem fulfillment cashflow sowie der Auflösung der CSM zusammen.
  • Man erkennt auch sehr gut die beiden wesentlichen Gewinnquellen dieses Vertrages anhand dieser Darlegung:
    • Auflösung der CSM und die Veränderung der risk adjustment
    • Sowie den Vergleich zwischen den erwarteten Schäden und Kosten mit denen die sich aktuell ergeben.
      Gemäss unserer Annahme (erwartet = aktuell) ist diese Gewinnquelle entsprechend gleich Null.
    • Die dritte Gewinnquelle – aus dem Anlageprozess – spielt in diesem Beispiel keine Rolle.

 

Bilanz und Erfolgsrechnung zum Jahresende

  • Da angenommen wurde, dass die realen Schäden und Kosten sich wie die erwarteten entwickeln, entsteht tatsächlich ein Gewinn von 25, der auch zu Beginn als CSM passiviert wurde.